Historie Grenzdurchgangslager und Erstaufnahmeeinrichtung Friedland

JahrEreignis

1945

Das Flüchtlingslager Friedland (Leine) dient der Durchschleusung und der ersten Betreuung von Evakuierten und Flüchtlingen.“ so lautete die Anordnung des britischen „Military-Governments Det. 201 (R)“ im September 1945 mit der die Aufgaben des Lagers festgeschrieben wurden. 

Der Ort Friedland wurde gewählt, da er an der Berührungsstelle der britischen, sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone lag. Die Einrichtung diente der Erstversorgung, der Erfassung und Weiterleitung der dort ankommenden Menschen sowie unter anderem auch der Kontrolle des Zugangs in die britische Besatzungszone. Aufgrund britisch-sowjetischer Vereinbarungen waren sämtliche ankommenden Personen zu registrieren, die die “Zonengrenze“ überquerten. 

Am 20.09.1945 wurde das Lager Friedland  durch die britische Militärverwaltung eröffnet. Es war eine der ersten Anlaufstellen für Flüchtlinge, Vertriebene und Heimkehrer.

Die Unterbringung erfolgte zunächst in notdürftig umgebauten Viehställen und Zelten, die später durch Blechbaracken, sogenannten Nissenhütten, ersetzt wurden.

Bis zum Jahresende wurden über 550.000 Menschen in Friedland aufgenommen.

1946

Im Laufe des Jahres 1946 wurden über 580.000 Menschen im Lager aufgenommen und registriert.

Das Lager registrierte Tagesspitzen von bis zu 12.000 Personen. Am 13.08.1946 kam der erste große Heimkehrertransport mit 1.200 Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion in Friedland an. Bis zum Jahresende wurden über 550.000 Menschen in Friedland aufgenommen

1947

Anfang des Jahres 1947 ging die Betreuungsplicht auf deutsche Behörden über. Im Februar 1948 wurde das “Lager“ Friedland an das Niedersächsische Ministerium für Flüchtlingsangelegenheiten übergeben. 

1948

Organisiert von der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände begann Ende 1948 die Kinderrückführung. In den Jahren 1948 bis 1956 trafen insgesamt 6.119 Kinder in Friedland ein.

1949

Von 1945 bis 1949 Aufnahme von über 1,7 Mio. Menschen in Friedland.

1950

Mit der “Operation Link“  - der Familienzusammenführung von Personen aus Polen - begann im März 1950 aufgrund der Genfer Verhandlungen von 1949 die erste große Aussiedlerwelle.

1955

Besondere Bekanntheit erreichte die Aufnahmeeinrichtung durch die Rückkehr der  Entlassenen aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft, der sogenannten “Heimkehr der 10.000“ ab Oktober 1955 sowie die Rückkehr der Zivilinternierten aus der Sowjetunion, die dem Besuch des ehemaligen Bundeskanzlers Dr. Adenauer in der ehemaligen Sowjetunion zugeschrieben wird.

1956

Aufnahme von Flüchtlingen aus Ungarn

1966

Am 15. Mai 1966 fand die Grundsteinlegung der Friedland-Gedächtnisstätte durch den früheren Bundeskanzler Dr. Adenauer und den Präsidenten des VdH Heimeshoff statt.

1967

15. Oktober 1967 fand die Einweihung der Gedächtnissstätte durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Georg Diederichs statt

1973

Eintreffen der ersten Asylbewerber aus Chile im Dezember 1973

1978

Die ersten Kontingentflüchtlinge aus Vietnam treffen im November 1978 ein.

1984

Aufnahme von Tamilen, die Sri Lanka in einer Flüchtlingswelle verlassen hatten.

1987

Beginn der „Aussiedlungswelle“

Mit Erlass des Bundesministeriums des Innern vom 17.12.1987 wird die Dienststelle des Beauftragten der Bundesregierung für die Verteilung der Aussiedler (BBVert) in das Bundesverwaltungsamt eingegliedert.

1988

Aufnahme von über 94.000 Aussiedlern in Friedland

1989

Aufnahme von über 109.000 Aussiedlern in Friedland

Mit Wirkung vom 15.07.1989 wird die Abteilung VIII im Bundesverwaltungsamt eingerichtet und der BBVert - und somit auch die Erstaufnahmeeinrichtung Friedland – dieser Abteilung zugeordnet.

1990

Trotz Höhepunkts der „Aussiedlungswelle“ muss durch den Auf- und Ausbau anderer Erstaufnahmeeinrichtungen „nur“ noch rund die Hälfte an Personen im Vergleich zum Vorjahr in der Erstaufnahmeeinrichtung Friedland aufgenommen werden. Mit rund 51.000 aufgenommen Personen ist Friedland in diesem Jahr nur noch das viertgrößte Aufnahmelager (Vergleich Erstaufnahmeeinrichtung Bramsche: rund 105.000 Personen).

1991

Mittlerweile gibt es neun Erstaufnahmeeinrichtungen in: Friedland, Nürnberg, Osnabrück, Bramsche, Hamm, Empfingen, Dranse und Schönberg-Holm.

1998

Vom 01.07.1998 bis zum 30.09.2000 und seit dem 01.03.2004 Aufnahmestelle für jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion.

1999

Nachdem bekannt wird, das Friedland möglicherweise nur noch als Reservelager vorgehalten werden soll, werden fast 15.000 Unterschriften für den Erhalt als Erstaufnahmeeinrichtung gesammelt.

2000

Der Standort Friedland ist seit dem 01.10.2000 die einzige noch verbliebene Erstaufnahmeeinrichtung des Bundes.

2011

Seit dem 01.01.2011 ist das Grenzdurchgangslager offizielle Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Niedersachsen.

2012

Mit 1.817 erreicht die Anzahl der registrierten Spätaussiedler und deren Angehörigen ihren bisherigen Tiefststand.

2015

Durch die Aufnahme von Flüchtlingen vor allem aus Syrien und dem Irak ist das Lager zeitweise völlig überfüllt. Mehr als 3.500 Flüchtlinge müssen gleichzeitig im Lager untergebracht werden.

2016

Im früheren Bahnhofsgebäude wird das Museum Friedland eröffnet.

2017

Mit 7.059 wurden so viele Spätaussiedler und Angehörige registriert und verteilt wie seit dem Jahr 2006 nicht mehr.

2018

Für mehr als vier Millionen Menschen ist das Grenzdurchgangslager Friedland seit seiner Gründung 1945 die erste Anlaufstelle in der Bundesrepublik Deutschland und wird deshalb als “Tor zur Freiheit“ bezeichnet.

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