Museum Friedland
Abschied, Ankunft, Neubeginn
Der historische Friedländer Bahnhof ist der attraktive Ausgangspunkt des neuen Museumspfades im Grenzdurchgangslager Friedland. Interessante Videoinstallationen, medial unterstützte Informationen und Ausstellungsstücke veranschaulichen die leidvolle Geschichte von Vertriebenen, Heimkehrern, DDR-Übersiedlern, Flüchtlingen und Aussiedlern, die hier seit sieben Jahrzehnten Aufnahme finden.
In der Ausstellung spiegelt sich auch die Tätigkeit des Standortes des Bundesverwaltungsamtes in Friedland: Seit 1988 führen BVA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aufgabe der früheren Beauftragten der Bundesregierung für die Verteilung der Aussiedler fort. Die ankommenden Spätaussiedler werden vom BVA registriert und auf die Bundesländer verteilt. Das Bundesverwaltungsamt ist auch im Arbeitskreis „Museum Friedland“ vertreten, einem Zusammenschluss der hier ansässigen Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen, die das Museumsprojekt unterstützen.
Erweiterung und Besucherzentrum
Auf die Dauerausstellung im historischen Bahnhofsgebäude wird in den kommenden Jahren ein weiterer Bauabschnitt folgen, in dem die Gegenwart und Zukunft der deutschen Migrationsgesellschaft im Fokus stehen. Eingebettet in eine Parkanlage entsteht auf dem Areal zwischen historischem Bahnhof und Grenzdurchgangslager bis Frühjahr 2025 ein Erweiterungsbau für das Museum mit einem modernen Besucherzentrum, vielseitigen Seminarmöglichkeiten, Depoträumen und einer Ausstellungsfläche von rund 800 Quadratmetern. Das Grundstück dafür wurde u. a. vom Bundesverwaltungsamt zur Verfügung gestellt. Die Errichtung des Museums wurde im Oktober 2006 durch den Landtag des Landes Niedersachsen beschlossen. Die nationale Bedeutung des Projekts unterstreicht ein Zuschuss des Bundes in Höhe von 10 Millionen Euro.
Mit seiner bis in die Anfänge des Lagers zurückreichenden Zentralkartei wird das Bundesverwaltungsamt weiterhin zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Migrationsgeschehens beitragen. Ziel ist es, an diesem historisch bedeutsamen Ort ein innovatives Forum mit vielfältigen Formaten geschichts-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Bildungsarbeit und Debatte zu etablieren.
Zahl der Spätaussiedler steigt wieder
Die Geschichte des Durchgangslagers ist wechselhaft. In früheren Jahren kamen Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten – vor allem aus Polen, Rumänien, Ungarn und der Tschechoslowakei – nach Friedland. Im Jahr 1990 hatte die Zahl der Aussiedlerinnen und Aussiedler in Deutschland mit knapp 400.000 einen Rekord erreicht. Danach war sie kontinuierlich gesunken. Der Tiefstand mit etwa 1.800 wurde im Jahr 2012 erreicht.
Seitdem das Bundesvertriebenengesetz im Herbst 2013 geändert wurde, steigt die Zahl der Anträge und einreisenden Personen wieder an. Ein Grund ist der erleichterte Nachzug von Familienangehörigen. Etwa 7.000 Spätaussiedler reisten im Jahr 2022 neu nach Deutschland ein: vorwiegend aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere aus der Russischen Föderation und aus Kasachstan. Aktuell ist das Lager in Friedland die einzige Aufnahmeeinrichtung des Bundes für Spätaussiedler in Deutschland.
Betrieb und Erweiterung des Museums werden durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur koordiniert. Beauftragt damit ist die Geschäftsstelle Museum Friedland. Das Kuratorium begleitet Aufbau, Entwicklung und Betrieb des Museums. Es setzt sich aus Vertreterinnen und Vertreterrn der Kirchen in Niedersachsen, bundesweit agierender Verbände sowie einem hochrangigen Vertreter des Niedersächsischen Landtags zusammen. Der wissenschaftliche Beirat begleitet Aufbau und Arbeit des Museums Friedland auf fachlicher und wissenschaftlicher Ebene und berät in inhaltlichen Fragen. Ihm gehören namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Museums- und Hochschulbereich an.
Hier können Sie das Grenzdurchgangslager und den Ort Friedland digital erkunden
https://friedland-in-sight.de/