Speerwerfer Mathias Mester im Interview
Quelle: DBS
Wie sind Sie zum Sport gekommen?
Ich habe schon seit jungen Jahren Fußball gespielt und habe damals mit Freunden bei einem Hobbyturnier mitgespielt. Dabei wurde ich von meinem ehemaligen Trainer entdeckt und wurde zu einem Probetraining in Leverkusen eingeladen. Speerwerfen, Kugelstoßen und Diskuswerfen habe ich ausprobiert. Dabei habe ich mich ganz gut angestellt und ich bekam das Angebot einer Ausbildungsstelle zum Bürokaufmann in einer Sportlerklasse der Bayer AG.
Was wünschen Sie sich von Ihrem Arbeitgeber an Unterstützung für den Sport?
Ich kann sagen, dass ich bei meinem Sport bereits gut unterstützt werde. Meine Freistellung und das Gleitzeitsystem erlauben mir, ausreichend zu trainieren. Insbesondere die reduzierte Arbeitszeit ist sehr hilfreich, um das Training zu ermöglichen, das jetzt in Vorbereitung auf Rio zwei Mal täglich stattfindet. Für Sportler und Sportlerinnen ist es wichtig, dass man seinen Sport optimal mit dem Beruf verbinden kann.
Wie sieht denn der Tagesablauf eines Olympioniken aus?
Am Morgen arbeite ich erst mal zwei Stunden. Von 10 Uhr bis 12 Uhr habe ich mein erstes Training und arbeite danach wieder bis 16 Uhr. Zwischen 16 und 18 Uhr trainiere ich zum zweiten Mal.
Wie überwinden Sie Ihren Schweinehund?
Ganz einfach: Ich arbeite für mein Ziel, denn ich will der Beste sein. Jeder Tag, an dem ich nicht trainiere, ist mein Gegner ein Schritt voraus und dass bringt mich dem Ziel nicht näher. Ich will eine Medaille, und da kann ich nicht die Füße hochlegen.
Was machen Sie, um sich direkt vor dem Wettkampf einzustimmen?
Ich höre vor dem Wettkampf sehr viel Musik, denn das hilft mir bei der Vorbereitung und ich kann mich sehr gut dabei pushen und fokussieren.
Sind Sie Ihren Arbeitskollegen ein sportliches Vorbild?
Wenn ich den einen oder anderen Kollegen durch meinen Sport auch zu mehr sportlicher Betätigung motivieren könnte, dann würde ich mich natürlich sehr freuen. Als Behindertensportler zeige ich natürlich auch was man mit einer Behinderung leisten kann – was möglich ist und vielleicht ermutige ich damit den einen oder anderen. Für Rio haben mir einige Kolleginnen und Kollegen Glück gewünscht; darüber habe ich mich sehr gefreut und das motiviert mich.
Was halten Sie davon, dass die russischen Athleten von den Paralympics ausgeschlossen wurden?
Ich finde das gut, denn es gibt Beweise für ein staatliches System des Dopings in Russland, das auch die paralympischen Sportlerinnen und Sportler betrifft. Dass man nun Russland komplett gesperrt und erwischt hat, ist auch ein Fingerzeig für andere Länder. In Deutschland gibt es ein Anti Doping System. Wir müssen uns als Sportler jeden Tag abmelden, mitteilen, wo wir gerade sind, um unerwartet kontrolliert werden zu können. Das gibt es in vielen Ländern nicht. Wir wollen doch alle saubere und faire Spiele.
Wie lange wollen Sie noch den Sport betreiben? Was kommt nach Rio?
Im Moment denke ich erst einmal bis Rio und dann werde ich weiter sehen. Leistungssport geht natürlich auf die Knochen und man weiß nie, wie lange man das noch weiter machen kann. Ich werde nach Rio einfach von Jahr zu Jahr schauen. Das wichtigste für mich ist in nähere Zukunft eine berufliche Sicherheit, gerne auch beim BVA. Das würde ich mir wünschen nach dem Sport!
Wo auf dem Treppchen werden Sie in 4 Wochen stehen?
Momentan bin ich in der Weltrangliste Platz 2. Aber man sollte seine Konkurrenz nie unterschätzen, denn die Gegner geben auch nie alles Preis bis zum Saisonhöhepunkt. Ich hoffe natürlich, dass ich eine Medaille gewinne kann – Silber hab ich schon aber Gold fehlt mir noch in meiner Sammlung.
An welchem Tag dürfen wir Ihnen die Daumen drücken?
Am 11. September. Zu sehen sein wird der Wettkampf wahrscheinlich am Nachmittag.
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Stand 06.09.2016