Datenstrategie der Bundesregierung: Welche Chancen sehen wir für Open Data?
Daten werden gesellschaftlich und wirtschaftlich immer wichtiger und besitzen bereits heute für unseren Alltag eine hohe Relevanz. Ganze Geschäftsmodelle fußen auf ihnen und so gut wie jede Person hat schon einmal eine App benutzt, die zum Teil sogar unmittelbar auf Open Data zurückgreift. Dennoch bleibt das Wissen über Daten gesamtgesellschaftlich noch stark auf bestimmte Gruppen segmentiert. Auch innerhalb der Verwaltung sind das Wissen und der Umgang mit und über Daten bisher sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Ein echtes Datenökosystem ist bisher an vielen Stellen mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Mit der Datenstrategie unterstreicht die Bundesregierung nun noch einmal deutlich, dass Deutschland und die Bundesverwaltung in diesem Gebiet aufholen wollen. Und wenn über Daten der Verwaltung gesprochen wird, ist Open Data nie weit entfernt. Wir haben einige Aspekte der Datenstrategie mit der Open-Data-Brille für euch zusammengefasst.
Interdisziplinäre Datenzusammenarbeit
Schon beim ersten Sichten der Strategie fiel uns immer wieder auf: Die Datenstrategie setzt sehr breit an. Insbesondere der Ansatz, in „Zukunft die Bürgerinnen und Bürger und die Zivilgesellschaft, aber auch Unternehmen, stärker als Partner für die Datenzusammenarbeit“
(S. 49) zu sehen - und zwar überall dort, wo es möglich ist, verdient Zustimmung. Natürlich ist Open Data nur ein Teilaspekt des Datenökosystems. Aus unserer Erfahrung können wir aber klar sagen, dass die Zusammenarbeit mit Akteuren außerhalb der Verwaltung bisher immer einen massiven Mehrwert für alle Beteiligten bot. Mehr noch: Hackathons und Initiativen wie Work4Germany oder Tech4Germany zeigen uns regelmäßig, dass neue Sichtweisen in der Verwaltung auch Bewegung in den Köpfen der Behördenmitarbeitenden auslöst. Der vielbeschworene Kulturwandel im Umgang mit Daten kann aus unserer Sicht nur gemeinsam gelingen – die Datenstrategie der Bundesregierung unterstützt diesen Gedanken aktiv. Zu diesem Zweck stehen wir bereits seit geraumer Zeit im Austausch mit verschiedenen Stakeholdern und werden in diesem Jahr über Fachforen noch stärker daran arbeiten, Nutzenden und Bereitstellenden einen Austausch zu ermöglichen.
Einheitliche Datenqualität
Das Vorhaben eine einheitliche Datenqualität innerhalb der Bundesverwaltung zu schaffen (vgl. S. 50f) ermöglicht nicht nur evidenzbasiertes, ressourcenschonendes Verwaltungshandeln. Standardisierung ermöglicht auch eine einheitliche Bewertung von Daten im Sinne von Open Data. Immer wieder stellen wir fest, dass Daten in der Bundesverwaltung noch in sehr heterogenen Formen und Formaten gesammelt und bereitgestellt werden. Metadaten für Open Data werden in Deutschland über den Standard DCAT-AP.de vereinheitlicht. Um diesen guten Ausgangspunkt zu unterstützen bieten wir eine Reihe von Leitfäden an, in denen wir auch eine Empfehlung für Datenformate über den Metadatenstandard hinaus geben. Steigt der Grad der Standardisierung für alle intern genutzten Daten der Verwaltung, sollte es möglich sein, weitere Qualitätsstandards auch für Open Data zu etablieren.
Open-Data-Strategie
Die Erarbeitung einer dezidierten Open-Data-Strategie der Bundesregierung (S. 52) unterstreicht noch einmal, welchen Stellenwert offene Daten in verschiedensten Bereichen des öffentlichen Handelns einnehmen und weiter einnehmen werden. Ganz persönlich freuen wir uns mit eigenen Maßnahmen neue Impulse setzen zu können, um künftig noch mehr Daten der Verwaltung zu öffnen.
IT-Unterstützung Open Data
Die Schaffung einer spezifischen IT-Lösung für Open Data ist nicht nur ein echter Mehrwert für datenbereitstellende Behörden (S. 55). Ein zentraler Übergabepunkt an GovData unterstützt auch eine konsequente Standardisierung der zugrundeliegenden Daten und Metadaten. Aus unserer Sicht sollte die IT-Unterstützung deshalb nicht auf die Metadatenübergabe beschränkt bleiben. Idealerweise wird der gesamte Datenbereitstellungsprozess unterstützt.
Dateninventur
Im Rahmen der besseren Datennutzung für eine „effizientere und bürgerfreundlichere Verwaltungspraxis“ ist eine Dateninventur vorgesehen. Ziel ist es, einen möglichst umfassenden öffentlichen Überblick über die Datenbestände der Bundesverwaltung zu geben. Dies kann auch für eine umfassende Datenidentifikation über Behördengrenzen hinaus genutzt werden. So kann aus einer Gesamtübersicht behördlicher Daten gezielt Open-Data-fähiges Material ausgewählt werden. Die Praxis einer Gesamtübersicht schlagen wir in unserem Open-Data-Handbuch bereits als Vorgehen innerhalb einer Behörde vor. Die Ausweitung auf eine Gesamtübersicht macht eine planvolle und gleichzeitig breite Öffnung von Daten deutlich einfacher.
Zu guter Letzt möchten wir die Stärkung unserer eigenen Rolle und Aufgabe nicht unerwähnt lassen. Als proaktive Beratungsstelle für Open Data im Sinne der Datenstrategie werden wir perspektivisch ein größeres Aufgabengebiet abdecken und den Austausch mit allen Akteursgruppen intensivieren können.
Natürlich muss die Strategie nun mit Leben gefüllt werden. Insgesamt sehen wir aber schon jetzt großes Potenzial für unsere Arbeit. Ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung zu einem Datenökosystem für Deutschland und ein willkommener Rückenwind für neue Open-Data-Vorhaben.
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Stand 19.02.2021